Weiterhin schwache Umsatzentwicklung im Einzelhandel, Geschäftsausblick optimistischer

19.04.2024

Konjunkturreport Einzelhandel im Auftrag des Handelsverbandes

"Das schwache konjunkturelle Umfeld in Verbindung mit der anhaltend überdurchschnittlich hohen Teuerung belastet weiterhin die Umsätze der heimischen Einzelhändler. Im Ausblick sind die Händler jedoch optimistischer. Die höheren verfügbaren Haushaltseinkommen dürften auch positiv auf den Einzelhandel wirken", so WIFO-Ökonom Jürgen Bierbaumer.

Zu Jahresbeginn gab es kaum Zeichen einer konjunkturellen Belebung. Gemäß aktuellen Berechnungen des Wöchentlichen WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI) für das BIP dürfte sich die schwache Entwicklung aus dem Vorjahr weiter fortgesetzt haben. Im Jänner lag die Wirtschaftsleistung um 1,3% unter dem Vorjahr, im Februar um 1,7% (Dezember 2023 –2,4%).

Im Einzelhandel fiel der Geschäftsgang in den Monaten Jänner 2024 (nominell +1,6%, real –2,3% gegenüber dem Vorjahr) und Februar 2024 (nominell +0,6%, real –1,7%, vorläufiger Wert) abermals gedämpft aus. Vor allem im Nichtnahrungsmittelbereich war die Umsatzentwicklung erneut schwach.

Der Preisauftrieb lässt weiter nach. Nachdem die Inflation im Februar 2024 auf 4,3% zurückging (Jänner +4,6%), ist sie gemäß der Schnellschätzung von Statistik Austria im März 2024 weiter gesunken: +4,2% gemäß VPI bzw. HVPI. Damit lag sie erneut über dem Durchschnitt des Euro-Raumes (2,4%).

Günstiger als in der Gesamtwirtschaft haben sich die Befragungsergebnisse der österreichischen Einzelhandelsunternehmen entwickelt. Auch wenn weiterhin ein Überhang an pessimistischen Einschätzungen besteht und dies eine schwache Konjunkturlage signalisiert (März –6,2 Punkte, Februar –10,9 Punkte).

Die Verbesserung im Stimmungsbild der Einzelhandelsunternehmen zeigt sich sowohl bei der aktuellen Lage als auch mit Fokus auf die kommenden Monate. Dies betrifft vor allem die Teilfragen zur eigenen Geschäftstätigkeit. Verglichen mit den deutschen Einzelhandelsunternehmen liegen die aktuellen Umfrageergebnisse der heimischen Händler:innen deutlich positiver (März: –12,1 Punkte Österreich, –20,3 Punkte Deutschland).

Das heimische Konsument:innenvertrauen ist zuletzt weiter (leicht) angestiegen. Das etwas niedrigere Niveau im Vergleich zu den deutschen Haushalten (Österreich –16,6 Punkte, Deutschland –13,4 Punkte) resultiert aus einer pessimistischeren Einschätzung bezogen auf die Entwicklung in den kommenden 12 Monaten. Dies betrifft die Beurteilung der eigenen künftigen finanziellen Situation wie auch die Anschaffungen.

Im Jahr 2023 sank der private Konsum geringfügig. Die schrittweise Aufhellung in der Stimmung der heimischen Konsument:innen im abgelaufenen Jahr erfolgte konträr dieser rückläufigen Entwicklung. Für 2024 und 2025 wird im Zuge des Anstiegs des real verfügbaren Haushaltseinkommens wieder eine höhere Konsumnachfrage der privaten Haushalte erwartetet (+1,2% bzw. +2,1%). Die anhaltend hohe Unsicherheit der Konsument:innen drückt jedoch die Ausgabenbereitschaft, so dass die Sparquote 2024 wieder zunehmen dürfte.

Die aktuelle schwache Wirtschaftsentwicklung spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt. Der Bestand an unbesetzten Stellen ging sowohl im Einzelhandel als in der Gesamtwirtschaft weiter zurück und lag im März im Einzelhandel bereits um 30,6% (Gesamtwirtschaft –18,4%) unter dem Niveau des Vorjahres. Aktuell können 9.560 offene Stellen (Gesamtwirtschaft 91.973) nicht zeitnah besetzt werden.
 

Publikationen

Studien, April 2024, 22 Seiten
Auftraggeber: Handelsverband Österreich
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 19.04.2024 9:00
 
Der Konjunkturreport Einzelhandel stellt einmal pro Quartal wesentliche Konjunkturinformationen für den Einzelhandel bzw. Handel insgesamt zusammen. Eine laufende Konjunkturbeobachtung und -berichterstattung ist von hoher Relevanz, um den Handelsbetrieben sowie der interessierten Öffentlichkeit aktuelle Daten und Analysen liefern zu können. Der aktuelle Bericht zeigt, dass die gesamtwirtschaftliche Lage zu Jahresbeginn anhaltend gedämpft verlief und sich die Stimmungsindikatoren der Einzelhandelsunternehmen zuletzt weiter verbesserten. Dies gilt sowohl für die aktuellen Lagebeurteilungen als auch die unternehmerischen Erwartungen. Der Geschäftsgang im Einzelhandel blieb im Jänner und Februar jedoch noch verhalten, wobei sich die Dynamik zuletzt nicht weiter verschlechterte. Im Zuge des Anstiegs des real verfügbaren Haushaltseinkommens wird wieder mit einer stärkeren Konsumnachfrage der privaten Haushalte gerechnet, was auch positiv im Einzelhandel wirken sollte.
Rückfragen an

Dr. Jürgen Bierbaumer, MA

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen

Mag. Sandra Bilek-Steindl

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Hans Isaacson/Unsplash
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