Österreichs (Über-)Inflation und ihre Hauptursachen

16.06.2023

WIFO Research Brief analysiert die relevanten Treiber der heimischen Teuerung und des Abstands zum Euro-Raum

Nach einer einjährigen Phase niedrigerer Inflation in Österreich liegt die Inflationsrate seit September 2022 wieder deutlich über jener des Euro-Raums. Seit Jänner 2023 beträgt der Abstand mehr als 2 Prozentpunkte. In einem aktuellen Research Brief von WIFO-Ökonom Stefan Schiman-Vukan werden die relevanten Treiber der österreichischen Inflation und des Abstands zur Inflation im Euro-Raum identifiziert.

Das Wiederauftreten der Inflationslücke Ende 2022 ist hauptsächlich auf inländische Schocks zurückzuführen. Im Gegensatz zu anderen Euro-Raum-Ländern (Deutschland, Italien, Spanien usw.) gab es keine substanziellen Maßnahmen zur Verringerung des Preisdrucks, wie etwa eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Energieprodukte. Zudem trug die expansive Fiskalpolitik zum Inflationsdruck bei.

Die Ausdehnung der Inflationslücke ab Jänner 2023 ist hingegen hauptsächlich auf externe Faktoren zurückzuführen: Die inländischen Preise reagieren langsamer auf den Rückgang der Großhandelspreise für Energie als im übrigen Euro-Raum. Zudem profitiert der internationale Tourismus von der Auflösung pandemiebedingter Zwangsersparnisse und wirkt zusätzlich preistreibend.

Auch kräftige Tariflohnerhöhungen zu Beginn des Jahres führten vorübergehend zu einem Preisauftrieb. Dieser Impuls hat aber rasch nachgelassen, was darauf hindeutet, dass die Lohnabschlüsse unter den gegebenen makroökonomischen Rahmenbedingungen bisher nicht großzügiger ausgefallen sind als in der Vergangenheit.

Das Nachziehen der Energiepreise sollte den Inflationsabstand bald dämpfen. Bleiben die hohen Ausgaben für Freizeitaktivitäten jedoch vom Wirtschaftsabschwung unberührt, werden sie die (Über-)Inflation weiter schüren.

 

Publikationen

WIFO Research Briefs, 2023, (9), 13 Seiten
Online seit: 16.06.2023 9:00
Austrian inflation has again been significantly higher than euro area inflation since September 2022. Both domestic and external demand and supply shocks have contributed to this, reflecting the following circumstances: a later implementation of price-dampening measures than in the rest of the euro area, expansive fiscal policies, the resurgence of international tourism, and a delayed pass-through of the decline in wholesale energy prices. By contrast, wage shocks have so far not made a sustained contribution to the inflation (gap), although wage increases have recently been high.
Rückfragen an

Dr. Stefan Schiman-Vukan, MSc

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Jacek Dylag/Unsplash
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