Österreich zählt zu jenen Ländern, in denen der Flächenverbrauch im internationalen Vergleich sehr hoch ist. Gleichzeitig
gibt es seit Jahren Initiativen und Bemühungen, diesen einzudämmen. Die Daten zum Flächenverbrauch deuten darauf hin, dass
das Ziel der Bundesregierung, den täglichen Verbrauch von derzeit 11 ha auf 2,5 ha bis 2030 einzuschränken, verfehlt werden
wird. Zwar haben die Bundesländer in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Eindämmung des Flächenverbrauchs ergriffen,
deren Wirkung ist aber derzeit noch nicht absehbar. In der vorliegenden Studie wird zum einen die Dringlichkeit der Begrenzung
des Flächenverbrauchs zur Erhöhung der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln dargestellt. Dazu wird ermittelt, dass aufgrund
der Abnahme der Ackerfläche in Österreich um mehr als 72.000 ha zwischen 1999 und 2020 gemäß Agrarstrukturerhebung 493.000
Personen weniger mit Nahrungsmitteln versorgt werden können. Zum anderen wird der Einfluss bestehender steuerlicher Regelungen
auf den Flächenverbrauch analysiert, und es werden Optionen für steuerpolitische Eingriffe identifiziert, die zur Eindämmung
des Flächenverbrauchs geeignet sein könnten. Darüber hinaus gibt die Studie einen Überblick zum Stand der Instrumente zur
Steuerung des Flächenverbrauchs in den Bundesländern.
Elisabeth Jost (BOKU), Martin Schönhart (INWE-BOKU), Franz Sinabell (WIFO)
In diesem Policy Brief werden die wichtigsten Konzepte zur Quantifizierung der Emissionen des Agrar- und Ernährungssystems
vorgestellt. Den Ausgangspunkt liefern die internationalen Verträge in denen Ziele und Monitoringsysteme etabliert sind. Der
rechtliche Rahmen der EU und die spezifischen Umsetzungselemente in Österreich werden kurz dargestellt. Die mit der Produktion
von Agrargütern verbundenen Emissionen und deren Entwicklung werden detailliert beschrieben. Neben den mit der Produktion
einhergehenden Emissionen werden auch Befunde zur konsumbasierten Betrachtung vorgestellt. Damit werden auch die durch den
österreichischen Nahrungsmittelkonsum verursachten globalen Emissionen und die Emissionen anderer Sektoren beleuchtet. Die
Ergebnisse zeigen, dass die Produktion von Agrargütern und Lebensmitteln, die in Europa konsumiert werden, erhebliche Flächen
auf anderen Kontinenten, vor allem in Südamerika, beansprucht. Themen sind Konzepte, Politikziele und Fakten, aus denen sich
agrar- und klimapolitische Fragestellungen ableiten, die in weiteren Policy Briefs vertieft werden.
Clara Rabelo Caiafa, Amaro Olimpio Pereira, Henny Romijn, Heleen de Coninck
To meet climate change mitigation targets, an exponential increase in global green hydrogen trade is expected. Countries rich
in renewable energy resources would be in a favourable position to become exporters, potentially bringing opportunities for
socio-economic development. The Brazilian state of Ceará is developing a large-scale green hydrogen hub, which is expected
to provide one-fifth of European Union (EU) imports by 2030 via the green corridor between Ceará and The Netherlands. Located
in what has historically been the least-developed Brazilian region, the green hydrogen hub could bring unique opportunities
for regional development in Ceará. However, while empirical studies on economic impacts from other renewable energy projects
in developing economies show limited localised benefits, the potential economic co-benefits from export-oriented green hydrogen
projects remains uncertain. This study combines semi-structured interviews and input-output modelling to estimate impacts
on value-added, income and jobs (by gender) in Ceará according to four local content share scenarios and three renewable energy
technologies (onshore wind, offshore wind and solar photovoltaics). By doing so, this study is the first to estimate the potential
for economic co-benefits from export-oriented green hydrogen projects in a developing economy context, in a sub-national level,
while accounting for technology- and project-specificity as well as impacts on gender inequality. Results suggest that highly
internationalised scenarios, that is, with low local content shares and dominated by multinational companies, would not only
present local benefits that are often an order of magnitude lower, but could, through distributional implications of employment
types, also exacerbate existing income and gender inequalities.
Stefan Ederer, Österreichs Wirtschaft in Rezession – Inflation geht zurück • Werner Hölzl, Jürgen Bierbaumer, Michael Klien,
Agnes Kügler, Konjunkturabschwung hält an. Ergebnisse der Quartalsbefragung des WIFO-Konjunkturtests vom Oktober 2023 • Anna
Burton, Sabine Ehn-Fragner, Tourismus trotz anhaltender Teuerung wieder deutlich erstarkt • Christine Mayrhuber, Stefan Angel,
Marian Fink, Silvia Rocha-Akis, Armut und Sozialhilfe in Österreich • Klaus Friesenbichler, Birgit Meyer, Entwicklungspolitik
als geoökonomisches Instrument. Eine Einordnung vor dem Hintergrund globaler Trends
Durch Chinas "Neue Seidenstraße" entstand ein globaler Wettbewerb um die Teilhabe an Wachstumsmärkten, den Zugang zu kritischen
Rohstoffen und um politischen Einfluss in Entwicklungsländern. Der Auftritt Chinas auf der geopolitischen Bühne vergrößerte
für die Empfängerländer die Auswahl an möglichen Geldgebern. Dies befeuerte die Diskussion über den Anpassungsbedarf der europäischen
Entwicklungszusammenarbeit, die bereits heute dem Druck unterliegt, ihre Ziele verstärkt mit außen- und sicherheitspolitischen
Interessen zu verknüpfen. In einem ersten Schritt reagierten die Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit der EU und der
USA mit einer Bündelung von Programmen. Auch werden "westliche Werte" sowie Umwelt- und Sozialstandards nunmehr stärker betont.
Weitere Anpassungen der europäischen Institutionenarchitektur müssen folgen. Österreich sollte die Mittel für Entwicklungspolitik
auf das völkerrechtlich zugesagte Niveau anheben. Als kleine offene Volkswirtschaft muss Österreich zur effektiven Mittelverwendung
im europäischen Verbund vorgehen und eine enge Abstimmung nationaler Akteure gewährleisten.
Mit einem Anteil von 0,7% an den Sozialausgaben reduzierte die Sozialhilfe die Armutsgefährdung der österreichischen Gesamtbevölkerung
im Jahr 2020 von 15,2% auf 14,7%. Obwohl nur rund 3% der Bevölkerung Sozialhilfe beziehen, erfüllt dieses letzte soziale Netz
eine wichtige Funktion in der Armutsbekämpfung: Für Beziehende senkte sie die Armutsgefährdungsquote von 62,4% auf 50,4% und
die Armutsgefährdungslücke von 52,0% auf 26,4% (2020). Besonders zentral ist die Sozialhilfe für Kinder, die unter den Beziehenden
überrepräsentiert sind, sowie für Gruppen mit traditionell hohem Armutsrisiko, deren Struktur sich im Beobachtungszeitraum
(2008/2021) nicht verändert hat. Dazu zählen Arbeitslose, Alleinerziehende, Drittstaatsangehörige, Personen mit geringem formalem
Ausbildungsniveau und Personen mit schlechtem Gesundheitszustand.
Mit dem Auslaufen der COVID-19-Maßnahmen ab Februar 2022 zog die touristische Nachfrage in Österreich stetig an. Bei den internationalen
Gästen bestand 2022 aber noch deutlich größerer Aufholbedarf als bei den Binnenreisenden (Nächtigungen –13,1% zu –2,7%, insgesamt
–10,3%; jeweils gegenüber 2019). Während sich im Sommer 2022 die Lücke zur Vorkrisensaison schon beinahe schloss (–1,4%),
bestanden in den Wintermonaten des Jahres 2022 noch beträchtliche Rückstände (Jänner bis April 2019/2022 –23,0%, November
und Dezember 2018/2022 –5,8%). Im Winter 2022/23 (November 2022 bis April 2023) schrumpfte die Nächtigungslücke auf 4,9%.
Obwohl die mengenmäßige Nachfrage im Sommer 2023 sogar den Höchstwert von 2019 übertreffen (Nächtigungen +1,5%; Schätzung)
und so im Gesamtjahr 2023 die zweitbeste Bilanz nach 2019 erbringen könnte (–1,5%), dürften die anhaltend hohe Teuerung sowie
die Konjunkturschwäche in Österreich und anderen europäischen Ländern, insbesondere in Deutschland, die Ausgabenfreudigkeit
der privaten Haushalte merklich dämpfen.
Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom Oktober zeigen weiterhin trübe Konjunktureinschätzungen. Die unternehmerischen
Lageeinschätzungen verschlechterten sich über alle Sektoren hinweg und die Konjunkturerwartungen blieben pessimistisch. Besonders
skeptisch fielen die Konjunktureinschätzungen erneut in der Sachgütererzeugung aus. Die Kapazitätsauslastung war weiter rückläufig.
In der Gesamtwirtschaft löste der "Mangel an Nachfrage" den "Mangel an Arbeitskräften" als meistgenanntes Hemmnis der Geschäftstätigkeit
ab. Die Verkaufspreiserwartungen stabilisierten sich, blieben aber im Dienstleistungsbereich und im Einzelhandel überdurchschnittlich.
Die Schwäche der weltweiten Industriekonjunktur bremst die Wirtschaftsentwicklung im Euro-Raum. Das österreichische BIP ging
im III. Quartal um 0,6% zurück und die Konsumausgaben der privaten Haushalte sanken deutlich. Die Konjunktureinschätzungen
der Unternehmen blieben laut WIFO-Konjunkturtest überwiegend skeptisch. Die Inflation verlangsamte sich im Oktober auf 5,4%,
die Arbeitslosenquote betrug 6,3%.