Kurzanalyse zu den Entwicklungen in der Ukraine-Krise. Auswirkungen auf Österreich und die EU (Brief Analysis of Developments in the Ukraine Crisis. Implications for Austria and the EU)
WIFO Research Briefs, 2022, (3), 13 Seiten
Online seit: 25.02.2022 17:00
Während Russland hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Größe für Österreich und die EU nur von geringer Bedeutung ist, zeigen sich auf der Importseite Abhängigkeiten, weil vor allem Gasimporte aus Russland nicht kurzfristig durch Importe aus alternativen Bezugsquellen ersetzt werden können. Daher wird die Eskalation des Russland-Ukraine-Konfliktes die Wirtschaft im Euro-Raum vor allem über höhere Energiepreise, aber auch höhere Lebensmittelpreise, treffen. Im Jänner 2022 leisteten die Energiepreise einen Beitrag von rund 35% zur österreichischen Inflationsrate. Käme es zu einer längeren Unterbrechung von Gaslieferungen ohne einen schnellen Aufbau von Alternativquellen, würden sich spätestens im Spätherbst Knappheiten erwarten lassen, die Auswirkungen auf die Chemie-, Düngemittel-, Pharma- und Kunststoffindustrie haben könnten. Die Risiken sind also erheblich, bis hin zu deutlichen Bremsspuren in der konjunkturellen Entwicklung. Österreichische Banken haben im internationalen Vergleich hohe Kreditforderungen an russische Kundinnen und Kunden. Das Land liegt hinsichtlich der ausstehenden Beträge an dritter Stelle. Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt ist Österreich mit Abstand am stärksten unter allen westlichen Ländern betroffen. Systemische Risiken entstehen aber aus der Russlandkrise für das heimische Bankensystem insgesamt eher nicht. Nur 4% der Auslandsforderungen österreichischer Banken sind mit Russland verbucht.
Keywords:TP_Ukraine
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen – Industrie-, Innovations- und internationale Ökonomie – Regionalökonomie und räumliche Analyse
Sprache:Deutsch

Brief Analysis of Developments in the Ukraine Crisis. Implications for Austria and the EU
While Russia is only of minor importance for Austria and the EU in terms of its economic size, dependencies prevail regarding imports, especially natural gas imports from Russia can hardly be replaced by imports from alternative sources in the short term. Therefore, the escalation of the Russia-Ukraine conflict will affect the economy in the euro area primarily through rising energy prices, but also increasing food prices. In January 2022, energy prices contributed roughly 35 percent to the Austrian inflation rate. Interruptions of natural gas supplies over a longer time span without recourse to alternatives will cause expected shortages by late fall at the latest, that will directly affect the chemical, fertilizer, pharmaceutical and plastics industries. The risks are therefore considerable and could unfold a significant negative impact on economic development. In international comparison Austrian banks are most exposed to Russian risk through their local subsidiaries and claims. Austria ranks third in terms of total claims, in relation to the gross domestic product, Austria is by far the most affected country across Western economies. However, the Russian crisis is unlikely to exert systemic risks on the domestic banking system. Only 4 percent of Austrian banks' foreign claims are related to Russia.