Künftige demographische Veränderungen, insbesondere die Zunahme der älteren Bevölkerung, haben bedeutende Auswirkungen auf
den Staatshaushalt. Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss des demographischen Wandels auf die öffentlichen Ausgaben
in den Bereichen Pensionen, Gesundheit, Bildung, Pflege und Familie unter Berücksichtigung bestehender gesetzlicher Regelungen.
Die Ergebnisse hängen erheblich von bestimmten Rahmenbedingungen ab, wie etwa der künftigen Entwicklung der Produktivität.
Jedenfalls werden der Wechsel geburtenstarker Kohorten ("Babyboomer") von der Erwerbstätigkeit in das Pensionsalter sowie
der Anstieg der Lebenserwartung und die damit verbundene stärkere Inanspruchnahme von Gesundheits- und Pflegeleistungen eine
Zunahme der (öffentlichen) Sozialausgaben zur Folge haben. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld, das wohl noch einige Jahre anhalten
wird, hilft die Belastung des Staatshaushaltes durch den Anstieg der Sozialausgaben zu dämpfen. Mittelfristig wird die Staatsschuldenquote
weiter sinken, langfristig dürften Primärdefizite, Zinsausgaben und Staatsschulden wieder zunehmen.
Ein qualitativ hochwertiger Arbeitseinsatz erhöht nicht nur die Innovationskraft einer Volkswirtschaft, sondern verbessert
auch deren Fähigkeit, technologische Innovationen aus dem Ausland nutzbringend einzusetzen. Erstmals schätzt die vorliegende
Arbeit einen qualifikationsgewichteten Arbeitseinsatz für Österreich, indem das in Stunden gemessene Arbeitsvolumen mit bildungsspezifischen
Informationen verknüpft wird. Wie eine einfache Wachstumszerlegung zeigt, erhöht die Berücksichtigung von qualifikationssteigernden
Effekten im Arbeitseinsatz den Wachstumsbeitrag des Faktors Arbeit auf das Drei- bis Vierfache. So kann ein Teil des Wirtschaftswachstums
erklärt werden, welcher bisher der Restgröße "totale Faktorproduktivität" zugeordnet wurde.
In einem größeren Forschungsprojekt für die österreichischen Bundesländer hat das WIFO die ökonomischen Effekte des demographischen
Wandels auf die österreichischen Regionen analysiert. Der vorliegende Teilbericht fasst die Ergebnisse zusammen und zieht
wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen. Demnach sind erhebliche wirtschaftliche Einbußen aus den derzeit absehbaren Veränderungen
von Dynamik und Struktur der Bevölkerung für Österreichs Regionen wenig wahrscheinlich. Dennoch wird der ökonomische Entwicklungspfad
in den Regionen (auch) dadurch bestimmt sein, wieweit es der Wirtschaftspolitik gelingt, den alterungsbedingten Wandel wachstumsoptimierend
zu begleiten. Der Teilbericht grenzt daher wesentliche Handlungsfelder für eine solche Politik auf der Ebene der österreichischen
Bundesländer ab und benennt sinnvolle Maßnahmen in Familienpolitik, Migrations- und Integrationspolitik, Beschäftigungspolitik,
Standortpolitik und Verkehrspolitik.
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Bertelsmann Stiftung Gütersloh
Online seit: 18.12.2019 0:00
Demographic projections foresee a pronounced population ageing process in the coming decades. The associated changes in quantity
and quality of labour will have an impact on the long-term economic outlook. This study discusses economic implications of
current demographic projections for a set of large industrialised economies, which include the largest EU member countries,
the USA and Japan, as well as Austria as an example of a small open economy. The focus of the study is the interplay between
demographic and technological trends. The study extends the methodology of the European Commission's Ageing Report by considering
the effects of size and composition of the working-age population on the productivity growth and productivity effect of the
ICT intensity as a measure of directed technological change.
Wirtschaft und Gesellschaft, 2019, 45, (3), S.349-366
Im Gegensatz zur öffentlichen Pensionsdiskussion der "Finanzierbarkeit" bzw. der "Nachhaltigkeit" stehen im Beitrag mögliche
Folgewirkungen der Ausweitung der Bemessungszeit für die Bildung der Pensionsbemessungsgrundlage von 15 auf 40 Jahre im Mittelpunkt.
Die Stärkung des Äquivalenzprinzips wird demnach bei zunehmender Destandardisierung der Beschäftigungs- wie auch der Einkommensverläufe
künftig mit einem Bedeutungsgewinn der Ausgleichsmechanismen wie Teilversicherungszeiten und Mindestsicherungselementen verbunden
sein – eine Entwicklung, die mit dem Kostendämpfungsziel der lebenslangen Durchrechnung nicht in Übereinstimmung steht.
Die österreichische Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen. Gleichzeitig wird aber die Zahl der Personen
im erwerbsfähigen Alter bis 2030 sinken. Wieweit sich diese demographische Veränderung im tatsächlichen Arbeitskräfteangebot
(Summe aus Beschäftigten und Arbeitslosen) spiegeln wird, hängt wesentlich vom Erwerbsverhalten ab. Wie die Analyse der Entwicklung
der Erwerbsquote zeigt, wirken sich die Veränderungen der Ausbildungsstruktur, langfristige Trends im Erwerbsverhalten und
die Verschärfung der Pensionszugangsbestimmungen deutlich erhöhend auf die Erwerbsbeteiligung aus. Bis 2030 ist deshalb kaum
ein Rückgang sondern eine mäßige Zunahme des Arbeitskräfteangebotes zu erwarten.
Many countries have reduced the generosity of sickness and disability programs while making them more activating – yet few
studies have examined how employment rates have subsequently changed. We present estimates of how employment rates of older
workers with poor health in 13 high-income countries changed 2004-7 to 2012-15 using HRS/SHARE/ELSA data. We find that those
in poor health in the USA have experienced a unique deterioration: they have not only seen a widening gap to the employment
rates of those with good health, but their employment rates fell per se. We find only for Sweden (and possibly England) signs
that the health employment gap shrank, with rising employment but stable gaps elsewhere. We then examine possible explanations
for the development in the USA: we find no evidence it links to labour market trends, but possible links to the USA's lack
of disability benefit reform and wider economic trends.
Der Fehlzeitenreport gibt eine Übersicht über Entwicklung und Verteilung der gesundheitsbedingten Fehlzeiten in Österreich.
2016 verringerte sich die Krankenstandsquote gegenüber dem Vorjahr leicht, die Beschäftigten verbrachten durchschnittlich
12,5 Kalendertage im Krankenstand, das entspricht einem Verlust an Jahresarbeitszeit von 3,4%. Der aktuelle Bericht behandelt
in einem Schwerpunktkapitel das Thema "Die alter(n)sgerechte Arbeitswelt". Die über 50-Jährigen verbringen zwar aufgrund von
längeren Krankenstandsfällen im Durchschnitt mehr Zeit im Krankenstand als Jüngere, der Anteil der Personen, die im Jahresverlauf
erkranken, ist aber in allen Altersgruppen etwa gleich groß. In Bezug auf Leistungsfähigkeit und Produktivität zeigt sich
ein sehr differenziertes Bild, wonach mit zunehmendem Alter Veränderungen, aber keineswegs nur Verschlechterungen eintreten.
Die Erwerbsbeteiligung Älterer ist, wie die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, in weiten Teilen durch den Einsatz von alters-
und alternsgerechten Maßnahmen gestaltbar.
We analysed sickness and disability policies for the working-age population in a number of OECD countries, between the years
1990 and 2014. Existing evidence suggests that there has been a broad shift in focus from passive income maintenance to employment
incentives and reintegration policies. We have updated detailed policy scores provided by the OECD to estimate model-based
country clusters. Our results indicate that countries have pursued different types of reforms consisting of a combination
of integration and compensation measures. The reforms of recent decades have led to the emergence of a distinct cluster of
Northern and Continental European countries characterised by a combination of strong employment-oriented policies and comparatively
high social protection levels. An analysis of recent reforms shows a continued expansion of measures that foster employment
as well as instances of retrenchment in the compensation dimension. Diversity of policy settings across country groups, however,
remains substantial.
Das Forschungsprogramm "Österreich 2025" wird von Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Bundesministerium
für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Oesterreichischer Nationalbank, Klima- und Energiefonds, Bundesministerium für
Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz und Hannes Androsch Stiftung bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften finanziell
unterstützt. Einzelne Projekte finanziert durch die Bundesarbeitskammer, das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft, die Landwirtschaftskammer Österreich und die Wirtschaftskammer Österreich werden ebenfalls im
Rahmen des Forschungsprogramms abgewickelt.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen bilden für viele Erwerbspersonen, insbesondere Arbeitslose und Ältere, eine große Hürde
bei der Arbeitsmarktintegration. Durch die Verlängerung der Erwerbskarriere sowie aufgrund der steigenden Anforderungen an
Flexibilität und Leistungsfähigkeit der Arbeitskräfte wird die gesundheitliche Dimension der Beschäftigungsfähigkeit in Zukunft
weiter an Bedeutung gewinnen. Um dieser Herausforderung gewachsen zu sein, braucht Österreich eine effektive Gesamtstrategie
zur Förderung der Arbeitsfähigkeit und zur Handhabe von Arbeitsunfähigkeit. Eine Analyse der derzeitigen Situation im Lichte
internationaler Erfahrungen macht Handlungsbedarf sichtbar, vor allem in Bezug auf den Ausbau von Frühinterventionen, die
bessere Abstimmung zwischen den Schnittstellen und Akteuren sowie eine stärkere Einbindung der Betriebe und der Ärzteschaft
in die Prävention und Reintegration.
Aufgrund der demographischen Entwicklung steht die Organisation der Pflegevorsorge in den Gemeinden vor großen Herausforderungen.
Auf Basis einer Befragung von Gemeinden präsentiert die vorliegende Studie die aktuelle Situation der Pflegeversorgung in
den Gemeinden und einen Ausblick auf die Zukunft aus Gemeindesicht, um daraus pflegepolitische Handlungsspielräume abzustecken.
Die Gemeinden profitieren demnach aus den Bedarfs- und Entwicklungsplänen der Länder nur wenig, obwohl sie die Entwicklung
von regionalen Bedarfs- und Entwicklungsplänen befürworten. Zuspruch findet auch die Etablierung von regionalen Pflegeinformationsstellen
mit Monitoringfunktion. Der regionale Ausbau des Pflegeversorgungssystems muss systematisch erfolgen, da sich auch nach Sicht
der Gemeinden das Pflegepotential der Familie künftig verringern und die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen steigen wird.
Gemeinden setzen auf den Ausbau aller Arten von Pflegedienstleistungen mit Schwerpunkt auf dem Ausbau von betreutem oder betreubarem
Wohnen und mobilen Diensten, aber auch von stationären und teilstationären Diensten (mit deutlichen Unterschieden zwischen
den Bundesländern). Der zu erwartende Anstieg der Nachfrage nach stationärer Pflege kann durch den Ausbau und die Förderung
von Alternativen verzögert und abgeschwächt, jedoch nicht verhindert werden. Die Gemeinden sehen – neben der Finanzierungsfrage
– im drohenden Arbeitskräftemangel im Pflegesektor eine wesentliche Herausforderung für die Zukunft.
Österreich ist in den kommenden Jahrzehnten mit einem deutlichen Wandel der demographischen Struktur hin zu einem höheren
Anteil der Älteren konfrontiert. Daraus ergeben sich in vielen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft Herausforderungen.
Insbesondere im Gesundheitswesen steigt mit der Alterung der medizinische Versorgungsbedarf der Gesellschaft. Dem zu erwartenden
Anstieg der Nachfrage nach Ärzten und Ärztinnen steht eine vergleichsweise ungünstige Ärztedemographie gegenüber. Die vorliegende
Studie quantifiziert für Wien das aktuelle und künftige Ausmaß an geriatrischen Leistungen im niedergelassenen Bereich wie
in Krankenanstalten und schätzt den künftigen Bedarf an ärztlicher Leistung auf Basis von heutiger Leistungserbringung für
unterschiedliche Altersgruppen der Bevölkerung. Da der Begriff der Geriatrie anhand von Statistiken kaum abgegrenzt werden
kann, bildet eine Befragung von Wiener Ärztinnen und Ärzten zur aktuellen Verteilung der erbrachten medizinischen Leistungen
auf unterschiedliche Altersgruppen die Grundlage dieser Schätzungen. Die Ergebnisse der Befragung werden dabei mit Projektionen
zur demographischen Entwicklung der Bevölkerung (zur Bestimmung des Bedarfs an ärztlichen Leistungen) und der Ärzte- bzw.
Absolventenpopulation (zur Bestimmung des Angebots an ärztlichen Leistungen) verknüpft, um künftige Versorgungslücken zu identifizieren.
Wie die Ergebnisse zeigen, entsteht durch die Entwicklung des Ärzteangebotes und der Ärztenachfrage bis 2050 eine markante
Lücke: Die gesamte Nachfrage wird nach diesen Projektionen bis 2050 um rund ein Drittel zunehmen, während das Angebot selbst
unter optimistischen Annahmen um nur ein Sechstel steigen wird. Die geringste Lücke wird für die niedergelassenen Fachärzte
und Fachärztinnen erwartet.
Der vorliegende Bericht beleuchtet die derzeitige und künftige ökonomische Bedeutung mobiler Pflege- und Betreuungsdienste
in Österreich vor dem Hintergrund des bevorstehenden demographischen Wandels und möglicher politischer Maßnahmen zur Veränderung
des Versorgungsmix in der formellen Pflege. Die Studie zeigt einerseits den Status quo mobiler Dienste im nationalen und internationalen
Kontext auf und gibt analog zu einer Reihe von weiteren rezenten WIFO-Studien Einblick in den projizierten, österreichweiten
Leistungsumfang mobiler Dienste und der Pflegedienste insgesamt bis zum Jahr 2050. Darauf aufbauend wird versucht, in vier
Politikszenarien (Verschiebung des Versorgungsmix zugunsten der stationären Pflege, der 24-Stunden-Betreuung und der mobilen
Dienste, relative Erhöhung des Potentials für informelle Pflege) die Effekte möglicher Maßnahmen zu quantifizieren, die die
Bedeutung der jeweiligen Pflegeformen in unterschiedlichem Ausmaß beeinflussen. Eine Reihe von evidenzbasierten Schlussfolgerungen
und Argumenten zeigt abschließend die Bedeutung mobiler Dienste als integraler Bestandteil eines effektiven Pflegesystems
auf.
Die öffentlichen Ausgaben für Pflegevorsorge werden, wie aktuelle Projektionen zeigen, bereits bis 2025 kräftig steigen. Unter
der Annahme einer gleichbleibenden Betreuungsstruktur ergeben sich jedoch vor allem aufgrund der demographischen Entwicklung
insbesondere zwischen 2025 und 2050 drastische Kostensteigerungen. Die Projektionen für das Pflegegeld zeigen bis 2025 gegenüber
2015 einen realen Ausgabenanstieg um etwa 12%, bis 2050 jedoch um 67%. In den von Ländern und Gemeinden finanzierten Pflege-
und Betreuungsdiensten erhöhen sich die öffentlichen Ausgaben bis 2025 bereits um knapp 50%, bis 2050 sogar um 360%. Gemäß
Schätzungen zu den regionalwirtschaftlichen Verflechtungen der Pflegedienste waren die öffentlichen und privaten Ausgaben
für Pflege- und Betreuungsdienste von 3,4 Mrd. € im Jahr 2015 mit direkten, indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekten
von 5,9 Mrd. € sowie 115.000 Beschäftigungsverhältnissen (bzw. 86.500 Vollzeitäquivalenten) verbunden. Die Gesamtausgaben
generieren somit ein Steueraufkommen von rund 1,1 Mrd. € und Sozialversicherungsabgaben von rund 1,3 Mrd. €. Die volkswirtschaftlichen
Multiplikatoren des Pflegesektors sind aufgrund des hohen Anteils von Löhnen und Gehältern an den direkten Ausgaben und der
damit verbundenen hohen direkten Wertschöpfung vergleichsweise hoch.
Understanding the relation between different types of long-term care and the determinants of individual choice of long-term
care types is fundamental for efficient policy making in times of ageing societies. However, empirical research on this issue
has revealed both national and methodological factors as crucial for the policy conclusions drawn. Thus, the purpose of the
present paper is twofold: First, at least to our knowledge, it is the first comprehensive assessment of this kind for Austria.
Second, it extends the scarce literature explicitly focusing on the combined use of informal and formal care in addition to
the exclusive use of these services based on an econometric framework accounting for the simultaneity and interdependencies
in these types of long-term care. Our results provide strong evidence for a task-specific and complementary relation of formal
and informal home care in Austria, with the health status and functional limitations as the main determinants of individual
choice.