Die Wiener Stadtwirtschaft zeigte sich im 1. Halbjahr 2023 trotz der schwierigen internationalen und nationalen Konjunkturlage
robust. Die reale Bruttowertschöpfung wuchs um 1,3%, vor allem dank den Bereichen Informationstechnologie und Tourismus, während
sich der Handel rückläufig entwickelte. Der Arbeitsmarkt blieb mit einem Beschäftigungswachstum von 2,1% und einer Arbeitslosenquote
von 10,5% stabil. Für 2023 wird ein geringes Wachstum der Bruttowertschöpfung von 0,1% und ein Beschäftigungswachstum von
1,8% erwartet. Hinsichtlich der ökologischen Transformation der Wirtschaft zeigt sich Wien mit einem Energieverbrauch pro
Beschäftigten weit unter dem Durchschnitt der österreichischen Bundesländer, einer mittelfristigen Reduktion dieses Verbrauchs
um mehr als ein Fünftel und einem rückläufigen Gesamtendenergieverbrauchs auf dem richtigen Weg.
Der konjunkturelle Abschwung erfasste im 2. Halbjahr 2022 auch die Wiener Wirtschaft. Die noch günstige Entwicklung bis zum
Sommer erlaubte im Gesamtjahr mit real +4,4% trotzdem das höchste regionale Wirtschaftswachstum im letzten Jahrzehnt. Gegenüber
Österreich verblieb 2022 dennoch ein moderates Wachstumsminus, weil massive Basiseffekte im wieder erstarkenden Tourismus
und Impulse aus der hier noch regen Export- und damit Industriekonjunktur das Konjunkturbild im dynamischen 1. Halbjahr dominierten,
was Wien strukturell benachteiligte. Ein leichtes Wachstumsplus nach dem Sommer konnte dies nicht kompensieren. Anders als
in Österreich gingen vom Wiener produzierenden Bereich im gesamten Jahresverlauf keine Wachstumsimpulse aus. Die Wiener Dynamik
war damit 2022 allein durch den tertiären Sektor getrieben, was dem Wiener Arbeitsmarkt bei tendenziell höherer Arbeitsintensität
in vielen Dienstleistungsbranchen entgegenkam. Die Beschäftigung nahm daher 2022 in Wien mit +3,4% rascher zu als in Österreich
(+3,0%), die regionale Arbeitslosenquote sank mit 10,5% auf den niedrigsten Wert seit 2013. Im Jahr 2023 wird sich dies nicht
fortsetzen: Die Wiener Wirtschaftsleistung dürfte nur noch um 0,6% (Österreich +0,2%) zulegen, was noch für einen Beschäftigungsanstieg
von 0,9% (Österreich +0,7%) ausreichen sollte – zu wenig, um die Arbeitslosigkeit weiter zu reduzieren.
Die Erholung der Wiener Wirtschaft von der COVID-19-Krise war 2021 trotz neuerlicher pandemiebedingter Einschränkungen der
Geschäftstätigkeit im Frühjahr und zu Jahresende äußerst kräftig. Strukturelle Vorteile aus der Erholung des internationalen
Dienstleistungshandels und aus Rebound-Effekten in konsumorientierten Tertiärbereichen ließen ein Wachstum von real +5,3%
zu, was trotz negativer Basiseffekte einen Wachstumsvorsprung von 0,9 Prozentpunkten gegenüber Österreich bedeutete. Damit
expandierte auch die Beschäftigung in Wien mit +3,2% deutlich rascher als in Österreich (+2,5%), die Arbeitslosenquote ging
um 2,4 Prozentpunkte auf 12,7% zurück. 2022 dürfte sich der Wachstumspfad der Wiener Wirtschaft aufgrund der Konsequenzen
des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auf +3,7% (Österreich +4,0%) abflachen. Ein Beschäftigungsanstieg von noch
+2,0% könnte dennoch ausreichen, um die Wiener Arbeitslosenquote auf 11,3% und damit unter das Vorkrisenniveau zurückzuführen.
Die Wiener Wirtschaft erholte sich im zweiten Pandemiejahr nach dem tiefen Einbruch im Krisenjahr 2020 rasch. Gestützt durch
Rebound-Effekte im Konsum und kräftige internationale Nachfrageimpulse (auch) nach Dienstleistungen nahm die regionale Bruttowertschöpfung
im 1. Halbjahr 2021 um real 4,3% zu, im gesamten Jahr 2021 dürfte das regionale Wachstum 5,0% erreicht haben. In Wien vor
allem durch Aufwärtstendenzen in den (arbeitsintensiveren) Dienstleistungsbereichen ausgelöst, ließ diese Erholung eine markante
und auch im nationalen Vergleich hohe Beschäftigungsdynamik zu (2021: Wien +3,2%, Österreich +2,4%). Damit dürfte die Arbeitslosenquote
2021 bei 12,7% zu liegen kommen, nach noch 15,1% im Jahr 2020. 2022 ist nach WIFO-Vorausschau eine Fortsetzung der Aufwärtstendenz
zu erwarten, was auch die Arbeitsmarktlage in Wien nochmals leicht verbessern wird. Zu erwarten ist ein weiterer Zuwachs der
regionalen Wertschöpfung von real 4,1% und der Wiener Beschäftigung von 1,8%, die Arbeitslosenquote sollte damit weiter auf
12,1% zurückgehen und nur noch marginal über ihrem Vorkrisenniveau liegen.
Die COVID-19-Krise hat auch in Wien eine schwere Rezession ausgelöst. Die Bruttowertschöpfung brach im Jahr 2020 um 5,6% ein,
wegen eines geringeren Einbruchs der Wirtschaftsleistung im 1. Halbjahr schwächer als in Österreich (–6,4%). Allerdings verlief
auch die Konsolidierung nach dem Sommer in Wien etwas schwächer (2. Halbjahr –4,8%, Österreich –4,6%). Das Wachstumsminus
geht dabei zur Gänze auf den Wiener Dienstleistungsbereich zurück – mit Tourismus, Verkehrswirtschaft, Kultur- und Freizeitwirtschaft
als Brennpunkten. Sondereffekte in der regionalen Industrie stützen die Entwicklung. Die Zahl der aktiv unselbständigen Beschäftigungsverhältnisse
nahm im Durchschnitt des Jahres 2020 um 2,4% ab (Österreich –2,0%), auch wegen eines statistischen (Einmal-)Effektes. Für
heuer erwartet das WIFO mit dem raschen Abklingen der medizinischen Krise und den Öffnungsschritten ab Mai auch für Wien eine
kräftige Erholung. 2021 wird die regionale Bruttowertschöpfung real um +3,6% (Österreich +3,9%) zulegen, auch die Beschäftigung
wird mit +2,0% (Österreich +2,1%) stark nach oben tendieren. Dies wird die Lage am Wiener Arbeitsmarkt wieder spürbar entspannen.
Die COVID-19-Pandemie und die zu ihrer Eindämmung gesetzten Maßnahmen führten die Wiener Stadtwirtschaft in eine schwere Rezession:
Im 1. Halbjahr 2020 brach die reale Bruttowertschöpfung um 6,9% ein. Im gesamten Jahr 2020 dürfte die regionale Wirtschaftsleistung,
dank Rebound-Effekten im Sommer und trotz erneuter Einschränkungen zu Jahresende, gegenüber 2019 um 6,2% gesunken sein. Der
Rückgang ist in Wien damit spürbar geringer als im gesamten Bundesgebiet (–6,7%), was aber nicht zuletzt auf Sondereffekte
zurückzuführen ist und sich in der Beschäftigungsentwicklung kaum niederschlägt. Die Arbeitslosenquote wird daher 2020 in
Wien einen neuen Höchstwert erreichen. Für 2021 erwartet das WIFO auch für Wien eine Erholung, die wegen des neuerlichen Lockdown
im I. Quartal jedoch schwach ausfallen dürfte: Die regionale Wertschöpfung dürfte 2021 – vom niedrigen Vorjahresniveau ausgehend
– um etwas über +2% zunehmen; dieses Wachstum wird aber nicht ausreichen, um die wirtschaftlichen Einbußen und den Beschäftigungsrückgang
des Jahres 2020 wettzumachen.
Die Zäsur der COVID-19-Pandemie teilt den Beobachtungszeitraum dieses Konjunkturberichtes in zwei ganz unterschiedliche Phasen:
Einer "sanften Landung" der Konjunktur im Jahresverlauf 2019 und Anfang 2020 folgte ein massiver Wirtschaftseinbruch gegen
Ende der Beobachtungsperiode. Im Verlauf des Jahres 2019 verlor die Dynamik der Wiener Wirtschaft deutlich an Kraft, ohne
in eine Rezession zu münden. In Einklang mit der nationalen und internationalen Konjunktur nahm die reale Bruttowertschöpfung
in Wien im 2. Halbjahr 2019 noch um 1,2% zu. Das Jahreswachstum 2019 blieb damit (bei +1,5%) um 0,7 Prozentpunkte unter jenem
des Jahres 2018, die regionale Dynamik reichte aber an den Österreich-Durchschnitt heran und war noch mit erheblichen und
auch im nationalen Vergleich hohen Beschäftigungsgewinnen verbunden (+1,9%, Österreich +1,6%). Erste Anzeichen einer beginnenden
Konjunkturerholung im Jänner und Februar 2020 kamen mit Ausbruch der Pandemie und den zu ihrer Eindämmung ergriffenen Maßnahmen
Mitte März allerdings zu einem abrupten Ende. Für 2020 ist (auch) für Wien eine schwere Rezession abzusehen: Die Wirtschaftsleistung
Wiens dürfte heuer bei leichten strukturbedingten Vorteilen gegenüber Österreich insgesamt (–5,2%) um mindestens 4,1% schrumpfen.
Trotz stützender Maßnahmen der COVID-19-Kurzarbeit dürfte dies deutliche Beschäftigungsverluste (–1,5%, Österreich –1,7%)
nach sich ziehen. Die regionale Arbeitslosenquote wird damit um rund 2 Prozentpunkte steigen und mit 13,7% im Jahresdurchschnitt
den höchsten Wert seit der unmittelbaren Nachkriegszeit erreichen.