WIFO bei Präsentation der Gemeinschaftsdiagnose der deutschen Wirtschaft

13.04.2023

Video: Stefan Ederer blickte bei der Bundespressekonferenz in Berlin auf internationale Konjunktur

Das WIFO arbeitet gemeinsam mit dem ifo Institut München an der Gemeinschaftsdiagnose der deutschen Wirtschaft mit, die am 5. April 2023 bei der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt wurde. WIFO-Ökonom Stefan Ederer eröffnete die Präsentation mit einer Analyse und Prognose der internationalen Konjunktur.

Die 146. Gemeinschaftsdiagnose mit dem Titel "Inflation im Kern hoch – Angebotskräfte jetzt stärken" enthält eine detaillierte kurzfristige Prognose bis zum Jahr 2024 sowie eine mittelfristige Projektion der Wirtschaftsentwicklung bis zum Jahr 2027. Das Schwerpunktthema untersucht die kurzfristigen Anpassungsreaktionen und strukturellen Folgen der Energiekrise für die deutsche Wirtschaft.

Der konjunkturelle Rückschlag im Winterhalbjahr 2022/23 dürfte glimpflicher ausgefallen sein als im Herbst befürchtet. Die angebotsseitigen Störungen, die die deutsche Wirtschaft seit geraumer Zeit belasten, haben nachgelassen. Ein merklicher Rückgang der Inflationsraten wird jedoch noch etwas auf sich warten lassen, da der Nachfragesog vorerst kaum geringer werden dürfte. Dazu tragen neben den staatlichen Entlastungsmaßnahmen auch die absehbar hohen Lohnsteigerungen bei. Die Inflationsrate wird im Jahr 2023 mit 6,0% nur wenig niedriger liegen als im Vorjahr. Erst im kommenden Jahr dürfte die Rate, insbesondere aufgrund der rückläufigen Energiepreise, spürbar sinken. Der Rückgang der Kerninflationsrate (also der Anstieg der Verbraucherpreise ohne Energie) fällt zunächst deutlich schwächer aus. Sie dürfte von 6,2% im Jahr 2023 nur langsam auf 3,3% im Jahr 2024 zurückgehen.

Das Verarbeitende Gewerbe wird in den kommenden Quartalen zur Konjunkturstütze werden, da es unmittelbar vom Abflauen der Lieferengpässe und der wieder etwas günstigeren Energie profitiert. Da die Reallöhne wieder anziehen, wird auch der private Konsum im weiteren Verlauf zur gesamtwirtschaftlichen Expansion beitragen. Die Bauwirtschaft wird die Konjunktur hingegen bremsen, da die Nachfrage auch als Folge der gestiegenen Finanzierungskosten schwach bleiben wird. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt wird 2023 um 0,3% und 2024 um 1,5% zulegen. Damit heben die Institute ihre Prognose vom Herbst 2022 für das laufende Jahr spürbar um 0,7 Prozentpunkte an, während die Prognose für das kommende Jahr um 0,4 Prozentpunkte gesenkt wird. Die Wirtschaftspolitik hat in den vergangenen Jahren die angebotspolitischen Zügel weitgehend schleifen lassen, auch in Zeiten, in denen kein akutes Krisenmanagement anstand. Umso größer ist nun der Reformbedarf, um insbesondere die Herausforderungen des demografischen Wandels und der Energiewende zu bewältigen. Beide erfordern potenzialstärkende Maßnahmen, auch um die sich verschärfenden Verteilungskonflikte einzuhegen.

Alle weiteren Informationen zur Gemeinschaftsdiagnose im Frühjahr 2023 stehen Ihnen hier zur Verfügung.

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Dr. Stefan Ederer

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© AnthonyBoyd
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