Die Zentralbanken der USA und des Euro-Raums beendeten 2022 ihre Wertpapierankaufsprogramme und begannen im März bzw. Juli
mit der Anhebung ihrer Leitzinssätze. Sie reagierten damit auf den Inflationsanstieg, der im Jahresverlauf auch zu einer Beschleunigung
der Kerninflation führte. Das Kreditvolumen legte im 1. Halbjahr 2022 noch deutlich zu, die Eintrübung der Konjunkturaussichten,
der abflauende Lageraufbau nach der Wiederherstellung der Lieferketten und der scharfe Zinsanstieg dämpften jedoch gegen Jahresende
die Kreditnachfrage. Gleichzeitig verschärften die Kreditinstitute ihre Vergaberichtlinien. Sie entsprachen damit auch den
strengeren makroprudenziellen Anforderungen für die Neuvergabe von Immobiliendarlehen, die die Finanzmarktaufsicht ab August
2022 verordnet hatte. Der Jahresüberschuss der Kreditwirtschaft schrumpfte 2022 wegen höherer Vorsorgen für Kreditrisiken
und Wertberichtigungen für Wertpapiere und Beteiligungen. Ausgeprägte Kursverluste an den Börsen dämpften nicht nur das Provisionsergebnis
der Kreditinstitute, sondern auch die Marktkapitalisierung der Wiener Börse (2022: 26% des BIP). Kursverluste des Euro gegenüber
dem Dollar, den daran gebundenen Währungen sowie dem Rubel führten zu einer nominell-effektiven Abwertung um 1,5%. Die im
Vergleich zu den Handelspartnern niedrigere Inflationsrate in Österreich verstärkte die Abwertung auf 2%.
Keywords:Konjunkturbericht
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch
High Inflation Rates Trigger Monetary Policy Turnaround
The Federal Reserve Bank and the ECB ended their securities purchase programmes in 2022 and began to raise their key interest
rates in March and July, respectively. This was in response to a wave of inflation triggered by the Ukraine war, which carried
over into higher core inflation. Credit volume in Austria increased significantly in the first half of 2022, but the worsening
economic outlook and the slowdown in inventory build-up dampened demand for credit towards year end. At the same time, banks
tightened their lending guidelines, also complying with stricter macroprudential requirements for new real estate lending
imposed from August 2022 onwards. The operating income of the banking industry deteriorated in 2022 due to higher provisions
for credit risks and valuation allowances for securities and holdings. Pronounced price losses on stock exchanges not only
lowered banking income from fees and commissions, but also reduced the market capitalisation of the Vienna Stock Exchange
to 26 percent of GDP. Exchange rate losses of the euro against the dollar, the currencies tied to it, and the ruble led to
a nominal effective depreciation of 1.5 percent. The relative to its trading partners lower inflation rate in Austria reinforced
the devaluation to 2 percent.